FluXmeister #20

Blog #20

Neustart in eine bessere Welt?

Ich höre im Moment, gerade von jungen Philosophen, vom Neustart in eine bessere Welt. Auf der anderen Seite sprechen die Medien – ich spreche hier von den öffentlich rechtlichen und Printmedien meines Vertrauens: Bild, Focus, FAZ. Blödsinn: Spiegel, Süddeutsche und taz -, vorwiegend aber ARD und ZDF samt deren Spartenkanälen – zu vorderst Phoenix -, sowie dem Deutschlandradio – von der Sehnsucht der Menschen nach Normalität.

Ich sehne mich nicht nach Normalität. Zumindest nicht nach der Normalität, die noch wesentlich desaströsere – ich würde sogar sagen monströsere – Auswirkungen auf unseren Alltag, auf unser Leben und Sterben hat, als die derzeitige Pandemie. Flucht, Vertreibung, Hunger, Folgeschäden der rigorosen Ausbeutung von Resourcen, autoritäre Systeme, Machterhalt, Korruption, Kartelle und organisierte Kriminalität. Alles total geile Normalität. Und wer glaubt, dass es eine Trennung zwischen einer guten Normalität und deren Entartung gibt, der glaubt auch, dass eine Bestrafung des Tötens, des Wegsperrens und der Isolation, die Welt zu einem besseren Platz macht. Der glaubt auch, dass es eine Trennung zwischen der guten organischen und der schlechten, der entarteten menschlich erschaffenen Natur gibt. Zwischen der grünen Wiese, dem Wald, den Meeren und dem kaum verrottenden Plastikmüll, dem Elektroschrott und sonstigem unsäglichen Material.

Aber es ist und bleibt alles eins. Alles ist mit allem vernetzt. Alles kommt aus dem einen scheinbar unendlichen Raum. Auf uns Menschen herunter gebrochen; aus der einen uns umgebenden Welt. Es gibt das größte Große, wie es das kleinste Kleine gibt. Es gibt den reinsten Gebirgsbach, wie es die versiffteste Kackbrühe gibt. Es gibt die Momente des Mitleids, der Nächstenliebe, der Fürsorge, der Empathie, wie es die Rücksichtslosigkeit, das skrupel- und gewissenlose durchsetzen der eigenen Interessen und das mitleidlose Übervorteilen gibt. Die Dualität der Welt, die erst möglich macht zu unterscheiden. Schwarz von Weiß, Gut von Böse, Himmel von Hölle, Liebe von Hass.

Alles Erdenkliche, alles Erschaffene, alle Gnade, alles Grausame, alle Substanz, alle Materie, eben alles ist Teil von allem. Alles ist Natur. Alles ist die eine Welt. Die Natur stellt keine Bedingungen, wie die Evolution ein bedingungsloser Vorgang ist. An der Stelle, an der es gälte über Bedingungen der Evolution nachzudenken, wird es nebulös. Naturgesetze eines Schöpfers? Das soll hier nicht mein Thema sein. Aber wie die Begriffe schon deutlich machen. Natur und Gesetz. Unverrückbare Gleichheit vom einen bis zum anderen Ende des Universums. Mit allem was daraus erwächst oder erschaffen wird.

Wer Bedingungen stellt sind alleine wir! Weil wir nur unter bestimmten Bedingungen lebensfähig sind. Sowohl als kulturelle Wesen, als auch ganz existenziell. Unter bestimmten Voraussetzungen kacken wir ab. Ich habe Respekt vor einem Verständnis von Schöpfung, das auch einen Planenten als etwas leidendes empfindet. Das ist aber nicht mein Vertsändnis. Es gab in der Zeit der Entstehung der Erde und dem Laufe ihrer Geschichte Katastrophen ungeahnten Ausmaßes, denen wir nicht standgehalten hätten. Niemlas! Und der Erde werden wieder katastrophale Ereignisse unvorstellbaren Ausmaßes zuteil. Denen wir ebenfalls nicht standhalten würden.

Aus der Natur heraus eine Begründung für das richtige Handeln abzuleiten macht also wenig Sinn. Das einzige Ergebnis zu dem ich hier komme, wenn ich dieses Weltbild zu Ende denke, ist eine Schicksalsergebenheit, die einem jeglichen Gestaltungsspielraum nimmt. Wir sind das Zentrum der Überlegung wie wir mit den Dingen umgehen! Wir müssen entscheiden, ob wir in einer Kooperation mit der Welt leben, die förderlich ist. Und zwar uns förderlich ist. Wir sollten wahrnehmen, dass ein vernetzt sein mit allem und jedem ebenfalls eine grundlegende Gesetzmäßigkeit ist. Dieser zuwider zu handeln stört den Planeten, das Universum nicht. Aber uns! Uns stört es! Uns zerstört es!

Natürlich nicht alle zur gleichen Zeit und in gleichem Maß. Das macht die Sache tragisch. Denn stört den einen wissentlich, was den anderen unwissentlich zerstört? Nein, tut es nicht. Ein Empfinden für das richtige Handeln ist keine Gesetzmäßigkeit. Wenn es einen Gott gibt, verstehe ich ihn an der Stelle nicht. Was nutzt das Bewusstsein ohne moralischen Kompass? Was hat uns ein Weltbild bauen lassen, dass persönlichen Erfolg auf zutiefst unmoralisches Handeln bauen lässt? Oder ist das Gottes Plan? Ist er ein Zyniker? Macht er sich einen Spaß die Guten von den Bösen zu trennen? Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen?

Wohl kaum. Genetisch und evolutionstechnisch bedingt, scheint nicht moralisches Handeln, sondern sichern, schützen, abgrenzen überlebensnotwendig zu sein. Wenn man die lebensfeindlichen Grundbedingungen in unserem Kosmos betrachtet, kein Wunder… Wunderlich nur, dass es überhaupt zur Entwicklung eines Bewusstseins kam, dass uns genau vor dieses Dilemma stellt. Zu erkennen wie unausweichlich das Leben, um zu überleben, die dunkle Seite der Macht installiert hat, wir aber auf der anderen Seite durch unser Bewusstsein danach streben das Richtige zu tun. Wie auch immer – wie unterschiedlich auch immer – das Richtige definiert sein mag. Nächstenliebe, Mitleid, Empathie, Erfolg, Ficken, Status, Kohle, Rasse, Furz und Feuerstein…

Und ich lande doch wieder bei der Moral. Was uns persönlich betrifft, lässt das Sein durchaus zu, völlig asozial und grenzenlos brutal zu existieren. Uns als Herdenwesen, mit dem Bedürfnis nach Liebe und Geborgenheit, würde ein amoralisches Leben allerdings nur als Psychopaten glücklich machen. Warum nur folgen wir dann so häufig den Psychopaten? Warum denken wir, dass die Menschen, die noch alle Tassen im Schrank haben uns nicht helfen können? Weil die Psychopaten anbieten die Verantwortung zu nehmen! Weil sie anbieten zu führen! Weil sie uns mit der Idee der Einfachheit durch Vermeiden von Komplexität verführen! Und das tragischste dabei: Weil wir bedingungslosen Hass besser ertragen als bedingungslose Liebe!

Im Kampf um die Liebe haben wir hassen, haben wir Neid, Missgunst und Verachtung gelernt. Und die Götzen des Status, der Macht, der Gier und des Erfolgs an ihre Stelle gesetzt. Zutiefst menschliche Probleme! Der Schlüssel zur Lösung unserer Probleme liegt ausschließlich in uns. Wenn wir uns lieben lernen, wenn wir andere lieben lernen, wenn wir Verantwortung nehmen und sie nicht abgeben, verweigern oder von uns weisen. Dann bauen wir Welten, die nicht nur uns selbst, sondern auch künftige Generationen tragen.

Und an dem Punkt, dass wir durch ein katastrophales Ereignis Einsicht und Liebesfähigkeit unserer Selbst und unserer Mitmenschen gewinnen, sind wir nicht. Bei allem Respekt! So werden sich auch nach Corona wieder die Kräfte durchsetzen, die von bestehenden Systemen profitieren, die all ihre Macht und ihre Kraft einsetzen, um weiter ihren Götzen zu huldigen. Und wir werden weiter daran glauben, dass es dazu keine Alternative zu geben scheint.

Soviel zur Frage warum ich das Leben als tragische Veranstaltung empfinde ;-)!

Um mit einer Verschwörungstheorie einer wunderbaren Satire abzuschließen: Moses hat uns mit den 10 Geboten unterjocht. Gott gab ihm nur eines mit auf dem Berg Horeb: Habt euch lieb!

So unglaublich schwer es mir fällt und so groß mein Widerstand bisweilen ist: Ich arbeite dran ;-). Ich halte es für alternativlos ;-)!

Liebe Grüße,

Joachim

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